Grünfutter
Die beste Nahrung für ein Kaninchen ist eine schöne naturbelassene Wiese mit all ihrer Vielfalt. Dort finden sich die verschiedensten Arten von Gräsern und Kräutern. Mit frischen Wiesenpflanzen kann man seine Kaninchen vom Frühling bis in den späten Herbst hinein versorgen. Dieses Futter ist kostenlos, reich an Vitaminen und anderen Nährstoffen und enthält sehr viel Wasser. Heu ist dafür kein Ersatz!
Grünpflanzen enthalten alle Nährstoffe, die Kaninchen benötigen: Proteine, Kohlenhydrate, organische Säuren, Mengen- und Spurenelemente sowie Vitamine. In den verholzten Stengeln findet sich außerdem Cellulose, Hemicellulose, Pektine und Lignin. Daneben beinhalten frische Wildpflanzen zahlreiche sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und essentielle Fettsäuren.
Grünfutter ist nicht nur voller gesunder Inhaltsstoffe, es fördert auch den Zahnabrieb und kräftigt Zahnfleisch und Kiefer. Kaninchenzähne wachsen ununterbrochen und müssen sich beim Fressen abnutzen. Alle Pflanzen enthalten Kieselsäure, eine Siliziumverbindung, die wie Schmirgelpapier wirkt. Wegen des hohen Wassergehalts von frischem Grün müssen Kaninchen große Mengen davon fressen, um genügend Nährstoffe aufzunehmen und je länger Kaninchen kauen müssen, desto besser nutzen sich die Zähne ab. Beim Kauen reiben die Schneide- und Backenzähne lange aneinander und nutzen sich gleichmäßig ab.
Die wasserreiche Kost verhindert zusätzlich Krankheiten wie Blasengrieß und Verstopfungen.
"Mit einer Tagesration von 500g Grünfutter nehmen die Kaninchen 400g Wasser auf, mit 120g Pellets oder Kraftfutter bzw. Heu aber nur 14 - 18g Wasser."
(Karl Dorn, 1985)
Foto: Nora Burgard
Welche Wiesen sind geeignet?
Auch „Stadtkaninchen" müssen auf frische Wiesenpflanzen nicht verzichten. Selbst in Großstädten gibt es einige Plätze, wo man bedenkenlos Grünfutter sammeln kann. Nicht alle Grünflächen sind zwangsläufig auch Hundewiesen. Am meisten findet man auf Ruderalflächen, wie unbebauten Grundstücken, in Parks, an Flussufern und in Stadtwäldern. Aber auch Hinterhöfe, Wegränder und Kinderspielplätze bieten die Möglichkeit, Futterpflanzen zu sammeln.
Die Grünflächen einer Stadt werden seltener gemäht, was die Artenvielfalt erhöht und die Pflanzen sind weder Dünge- noch Spritzmitteln ausgesetzt. In den Städten findet man häufig besonders wertvolle Heilkräuter, die auf vielen Viehweiden längst verschwunden sind und durch die milderen Temperaturen, die in der Stadt herrschen, kann man mit etwas Geschick sogar im Winter noch Grünfutter pflücken.
Da oft vor Hundekot oder Autoabgasen gewarnt wird, hier ein paar Fakten:
Hundekot
Er kann Krankheiten und Würmer auf die Kaninchen übertragen, das steht außer Frage. Er kann, muss aber nicht! Wenn man nicht direkt neben einem Hundehaufen Grünfutter sammelt, besteht keine Gefahr. Bei Urin sieht die Sache zwar schon etwas anders aus, allerdings riechen Kaninchen ihn und lassen das Gras dann unberührt liegen. Auch Wildkaninchen sind ständig der Gefahr von verunreinigtem Gras ausgesetzt. Reh, Fuchs, Wildschwein und Co verrichten ihr Geschäft schließlich ebenfalls im Revier der Kaninchen. Aber bei ihnen ist es deswegen noch nie zu Todesfällen gekommen.
Meine Beobachtung: Hunde mögen kein hohes Gras. Sie verrichten ihr Geschäft nur am Rand einer Wiese, aber nie weit drinnen. Deshalb sollte man zum Sammeln möglichst weit in die Wiese hinein gehen.Abgase
Auch hier gilt: Nicht zu ängstlich sein! Sehr stark belastetes Futter wird von ad libitum ernährten Kaninchen nicht gefressen. Das Zauberwort lautet Auswahlmöglichkeit. Wenn man am Straßenrand sammelt, sollte man zusätzlich immer unbelastetes Gras anbieten. Das Grünfutter ausschließlich am Straßenrand zu pflücken, ist nicht zu empfehlen. Einige ausgewählte Kräuter von dort unter das Gras von unbelasteten Pflückstellen zu mischen, ist jedoch eine gute Alternative zu ungefährlichen Monokulturen.
Transport und Lagerung
Grünfutter lässt sich problemlos im Kühlschrank lagern. Im Gemüsefach bleibt es bis zu drei Tage frisch. Wenn das nicht möglich ist, sollte man darauf achten, nur so viel mitzunehmen, wie an einem Tag gefressen werden kann. Besonders im Sommer darf frisches Grün nicht zu lange im Gehege liegen, da es sehr schnell welk wird.
Für den Anfang
Foto: Alexandra Stoffers
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