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Winterfütterung

Wenn im Winter die Versorgung der Kaninchen mit frischem Grünfutter aus der Natur schwieriger wird, muss man auf Gemüse und Küchenkräuter zurückgreifen. Als Futter kann man jetzt das anbieten, was man an der Gemüsetheke oder im eigenen Garten findet. Einheimisches Gemüse der Saison ist hier immer vorzuziehen! Vor allem Blattgemüse (Kohl und Wintersalate) sowie das Grün einiger Gemüsearten sollte nun den Hauptteil der Nahrung ausmachen. Für den Zahnabrieb ist besonders blattreiches Futter wichtig. Es dient als Wiesenersatz und enthält viel Kieselsäure. Je strukturierter das Futter, desto ausgiebiger müssen die Kaninchen es kauen, die Zähne reiben dabei lange aneinander und nutzen sich auf diese Weise gegenseitig ab. Wurzel- und Knollengemüse (Möhren, Petersilienwurzeln, Steckrüben etc.) wird gerne gefressen, es sollte aber nur einen kleinen Teil der Winterfütterung ausmachen, da es vergleichsweise wenig Struktur besitzt und viel Stärke enthält.

Kräuterbündel an einer Stuhllehne

Vorbereitungen für den Winter
Im Sommer sollte man die große Pflanzenvielfalt nutzen, um einen Teil des gesammelten Grünfutters für den Winter zu trocknen (siehe Heu).
TIPP: Die Blüten von Löwenzahn und seinen Verwandten lassen sich an der Luft leider nur selten richtig trocknen. Der Blütenboden ist voller Nährstoffe, weshalb die Blüten auch mehrere Tage nach dem Pflücken noch Samen ausbilden können. Das Ergebnis sind Pusteblumen! Das Trocknen von Löwenzahnblüten klappt also nur, wenn man vorher den Blütenboden entfernt. Aber auch ein sehr schnelles Trocknen im Backofen (bei 100 Grad und geöffneter Tür) verhindert die Samenbildung.

Auch Laubheu kann man unter das Heu mischen. Dazu das noch grüne Laub von den Zweigen streifen und trocknen, so bleibt ein Großteil der Nährstoffe erhalten.

Im Herbst findet man in der Natur so einiges, was die Winterfütterung zusätzlich bereichern kann. Eicheln, Beeren und Pflanzensamen sind ein beliebter Snack, unbeschädigtes Fallobst lässt sich für den Winter einlagern und Knollen und Samen kann man im Blumentopf pflanzen und dann das Grün verfüttern.

Frischfutter
Solange der Schnee nicht meterhoch liegt, lassen sich noch viele Gräser und sogar einige Wildkräuter finden. Meist sind es Jungpflanzen vom letzen Jahr wie Löwenzahn, Ampfer und natürlich die winterharte Vogelmiere. Auch Brombeerblätter kann man im Winter noch sammeln. Das Sammeln ist zwar mühsamer, lohnt sich aber. In der Regel wird das Futter aus der Natur von Kaninchen auch im Winter bevorzugt gefressen.
Kaninchen in freier Wildbahn ernähren sich im Winter überwiegend von Pflanzenresten, die sie noch unter der Schneedecke finden. Viele Wildkräuter überwintern als Blattrosette am Boden, dadurch ist auch im Winter Grünfutter vorhanden.
Zweige von Bäumen und Sträuchern sind jetzt besonders wichtig, da sie viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. Gerbstoffe und Lignine halten den Darm gesund und die ätherischen Öle aus Nadelbäumen sind gut für das Immunsystem. Winterzeit ist Baumschnittzeit. Wenn man selbst nicht gerade einen Wald in der Nähe hat, kann es sich lohnen, in Kleingartenvereinen um Baumschnitt zu bitten.

Nicht-Gartenbesitzer schreckt der hohe Gemüsebedarf im Winter und die damit verbundenen Kosten oft vor einer Ad-libitum-Fütterung ab. Aber Winterfütterung muss nicht teuer sein. In vielen Supermärkten ist es erlaubt, Gemüsereste kostenlos mitzunehmen. Wer den Griff in die Restetonne scheut, kann auch auf dem Wochenmarkt nach Grünabfällen fragen. Viele Gemüsehändler dort sind froh, nach Verkaufsschluss die Reste loszuwerden und geben diese kostenlos ab. Auf dem Wochenmarkt sind die Grünabfälle in der Regel sehr frisch und abwechslungsreich. Beim Bauern bekommt man größere Mengen Gemüse recht günstig genauso wie Heu.

Wildkräuter wie Vogelmiere, Spitzwegerich und Löwenzahn lassen sich im Blumentopf ziehen und Zierpflanzen wie zum Beispiel Grünlilie, Buntnessel und alle Malvenarten sind ein genauso gutes Kaninchenfutter. Wildkräuter haben den Vorteil, dass sie sehr anspruchslos sind und beinahe überall wachsen - auch im Blumentopf.

Topinambur (Helianthus tuberosus), ein Verwandter der Sonnenblume, kann ebenfalls als Winterfutter auf Balkon oder Fensterbank angebaut werden. Die Knollen sind im Gemüsehandel, auf Wochenmärkten oder in größeren Supermärkten erhältlich. Die Pflanze kommt vielerorts verwildert vor, daher ist es auch möglich, einfach die Knollen wildwachsender Topinambur auszugraben. Die Pflanze vermehrt sich vegetativ über die Wurzeln, das heißt, je größer der Topf, in den man die Knollen einsetzt, desto mehr Pflanzen hat man zum Schluss. Topinambur ist komplett verfütterbar.

Bambus ist ein sehr ergiebiges und beliebtes Winterfutter. Man bekommt die Pflanze entweder in Internetshops oder im Gartencenter. Bambus vermehrt sich im Garten sehr stark. Es gibt aber einige Sorten, die keine Ausläufer bilden und diese sind auch für das Anpflanzen im Blumenkübel geeignet.

 

 

 

Kaninchen fressen Saaten aus einem Napf
Foto: Nora Burgard

Samen
Zusätzlich zu Frischfutter, Zweigen und Heu kann man eine Mischung aus verschiedenen Sämereien füttern. Viele Samen enthalten Wirk- und Nährstoffe, die Kaninchen im Winter benötigen. Geeignet sind zum Beispiel: alle Unkrautsamen wie die von Brennessel und Nachtkerze, Schwarzkümmel, Leinsamen, Mariendistelsamen, Hafer, Buchweizen, Quinoa, Hirse, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und Dari. Samen mit ätherischen Ölen wie Fenchel, Anis und Kümmel wirken sich positiv auf die Verdauung aus.

Silage
Silage ist durch Milchsäuregärung haltbar gemachtes Grünfutter. Sie wird sehr gerne von Kaninchen gefressen. Da man allerdings meistens nur große Mengen davon erhält und sie sehr schnell verdirbt, lohnt sich die Anschaffung von Silage nur für große Kaninchengruppen in Außenhaltung.

 

 

 Zum Weiterlesen:

Bambus: Erfahrungsberichte von tierpla.net

Frischfutter im Winter: Artikel aus der Wiki von Degupedia

Winterfütterung Tipps und Tricks von degupedia.de


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