Heu

Heuballen

Bodentrocknung

Es gilt als das Grundnahrungsmittel, das 80% der Ernährung ausmachen soll, wichtig für den Zahnabrieb und die Verdauung. Schaut man sich aber die Nahrung wild lebender Kaninchen an, fällt auf, dass ihnen dieses Futtermittel völlig fehlt und sie sehr gut ohne Heu auskommen.

Heu ist ein Trockenfutter und als Hauptfutter genauso ungeeignet wie getrocknetes Gemüse oder Obst. Aus einem einfachen Grund: Es enthält kein Wasser und damit es verdaut werden kann, muss dem Körper Wasser entzogen werden. Der Flüssigkeitsmangel kann durch das Trinkwasser nicht ausgeglichen werden. Wird zu viel trockenes Futter gefressen, entstehen leicht Harnsteine und es kann sogar zu einer lebensgefährlichen Verstopfung kommen.

Gutes Kräuterheu enthält viele verschiedene Kräuter, Gräser und Blüten. Auf den ersten Blick also alles, was auch Wildkaninchen in freier Natur fressen. Eine Wiese, die durch das Trocknen konserviert wurde, so die Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus?
Bei der Herstellung von Heu gehen etwa 50% der Nährstoffe verloren und besonders bestimmte Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe fehlen im Heu.

Warum das so ist, wird bei der häufigsten Art der Heutrocknung, der Bodentrocknung, deutlich:
Es beginnt schon kurz nach dem Schnitt der Wiese. Enzyme lassen das Grün welken und letztendlich trocknen. Während der Trocknung muss das Heu regelmäßig gewendet werden, damit es richtig durchtrocknet. Für die Nacht wird es zu kleinen Haufen (sogenannten "Schwaden") zusammengerecht und tagsüber wieder ausgebreitet. Das Grün ist somit einer starken mechanischen Belastung ausgesetzt. Dabei fallen die inzwischen brüchig gewordenen Blätter von den Stengeln, kleine Pflanzen wie Klee oder Wicken zerbröseln. Es fehlt also genau das, was Kaninchen natürlicherweise am liebsten fressen und was die meisten Nährstoffe enthält. Bei Regenwetter werden wasserlösliche Vitamine und Mineralstoffe ausgewaschen. Ist das Heu dann eingelagert, tritt eine mikrobielle Nachgärung ein, wobei weitere Inhaltsstoffe verloren gehen. „Es büßt – je länger es liegt – an Farbe, Geruch und Geschmack ein. Je mehr es austrocknet und verholzt, umso schwerer verdaulich wird es. […] Monatlich verliert das Heu je nach Lagerung etwa 5 - 8% seiner Nähr- und Wirkstoffe.“ (Karl Dorn, 1985)

Früher fütterten viele Kaninchenzüchter während der Sommermonate ausschließlich Grünfutter. Es war bekannt, dass Heu im Vergleich zu frischem Grün eher minderwertig ist. Im Winter war es ein Notfutter, das dazu diente, den im Gemüse fehlenden Rohfasergehalt auszugleichen.
Heutzutage ist Heu oft leichter zu beschaffen, als frische Wiesenpflanzen und deswegen wurde es im Laufe der Zeit zum „täglich Brot der Kaninchen“ gemacht. Heu gilt als gleichwertiger Ersatz für Grünfutter, was es aber nachweislich nicht ist.

Für Wildkaninchen ist Heu eine Notnahrung, die sie nur bei Mangel an frischen Pflanzen, zum Beispiel bei starkem Frost oder bei großer Dürre, fressen.

Trotzdem sollte man auch im Sommer immer zusätzlich Heu anbieten. Es gilt als Schonkost und wird bei Verdauungsbeschwerden gern gefressen. Zusammen mit ausreichend Frischfutter schadet es nicht. Allerdings ist Heu kein "absolutes Muss" und man sollte Kaninchen nie durch Frischfutterentzug dazu zwingen, Heu zu fressen. Solange sie genügend anderes Futter bekommen, sind sie nicht unbedingt auf Heu angewiesen. Blattreiches und strukturiertes Frischfutter sorgt genauso gut für den Zahnabrieb und liefern zusätzlich Flüssigkeit.

Nur eine reine Heufütterung ist auf Dauer ungesund und auch im Winter nicht zu empfehlen.

 

Heu selbst herstellen

Die Vorteile von selbstgemachtem Heu gegenüber kommerziellem Heu liegen auf der Hand: Man kennt die Pflanzen, die enthalten sind. Es gibt kaum Verluste, wie sie bei der Schwadarbeit auf der Wiese zwangsläufig anfallen. Das Grün wird schonend getrocknet und man kann sicher sein, dass man ein hochwertiges Heu für seine Kaninchen erhält.
Man muss nicht unbedingt ausgebildeter Landwirt sein, um Heu für seine Kaninchen selbst herzustellen. Auch in einer Stadtwohnung ist das möglich.
Damit das frische Grün gut trocknen kann, sollte es möglichst flach und großflächig auf einer glatten Fläche ausgebreitet werden. Das kann eine Tischplatte, ein leeres Regal, das Gitter eines alten Käfigs oder auch ein ungenutzter Wäscheständer sein. Damit die leckeren Kleinteile wie Klee oder Schafgarbenblätter nicht verloren gehen, sollte man breite Gitter vorher mit einem Tuch bespannen oder engmaschigen Draht darüber legen. Um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen, ist vor allem in geschlossenen Räumen regelmäßiger Durchzug hilfreich. So ist das Grün bereits nach einer Woche trocken genug, damit es eingelagert und verfüttert werden kann. Es muss aber alles wirklich richtig trocken sein (so dass man die Blätter zwischen den Fingern zerbröseln kann), sonst schimmelt es nachher.
Zur Lagerung eignen sich Schuhkartons, Umzugskartons mit Deckel oder Holzkisten. In Plastikgefäßen bildet sich durch eventuell vorhandene Restfeuchte schnell Schimmel und verschimmeltes Heu kann man nur noch wegwerfen. In offenen Kisten sammelt sich Staub, das ist zwar nicht gesundheitsgefährdend, ist aber für die Kaninchen auch nicht schön.
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 Zum Weiterlesen:

Getrocknet oder frisch? von kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de

Rohfaser von kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de

Heu als Hauptnahrung? von kaninchenwiese.de

Heumethoden: Versuch einer Bilanz


Copyright: Marlene Splett, 2010 - 2021

Nach oben